Wozu brauchen wir eigentlich … Werbeverbote?

Und warum es ohnedies bereits ausreichend Regularien gibt

Der Ruf nach Werbeverboten wird immer lauter. Nach Tabak (fast zur Gänze) und Alkohol (fortschreitend) werden nun auch massive Einschränkungen für die Bewerbung bestimmter Lebensmittel gefordert. Es scheint fast so, als würde der einst mündige Konsument immer unmündiger. Dabei gibt es wahrlich schon ausreichend gesetzliche Regelungen und freiwillige Selbstkontrollen. Das war der eindeutige Tenor des 5. Hybriden Branchentalks der Fachgruppe Werbung Wien.

Diskutiert wurde an einem Ort, der symbolisch für die Freiheit des Ausdrucks steht, nämlich die MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Das hob auch Rektor Andreas Mailath-Pokorny in seiner Begrüßung der Gäste hervor, die sich in der MUK und via Livestream eingefunden hatten. Unter der Leitung von Sigrid Neureiter, die den Hybriden Branchentalk für die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation ins Leben gerufen hat, diskutierten

  • Saskia Wallner, CEO Ketchum Austria & Ketchum Global Partner
  • Ralf-Wolfgang Lothert, Head of Corporate Affairs & Communication JTI Austria
  • Martina Stranzinger-Maier, Werberechtsexpertin bei PHH Rechtsanwält:innen
  • Eugen Lamprecht, CSO Schlumberger
  • Jürgen Bauer, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien

277 MUK Cafe

 

Was drauf steht, muss auch drin sein

Gerade was den aktuellen Ruf nach Werbeverboten für zucker- und fetthaltige Lebensmittel betrifft, stellte Rechtsanwältin Stranzinger-Maier klar: Es gibt bereits ein Gesetz, das in diesem Bereich vieles regelt. Dabei handelt es sich um das UWG, das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Dieses stellt sicher, dass KonsumentInnen nicht durch unwahre Behauptungen irregeführt werden dürfen. Das betrifft auch Bilder. So darf ein Produkt beispielsweise nicht mit Früchten werben, wenn keine drin sind.

Eigentlich logisch, doch die Praxis zeigt, dass der Kreativität zuweilen Flügel wachsen, oder im konkreten Fall Früchte. Das geschieht nicht zwingend in böser Absicht, sondern teilweise durchaus aus Unwissenheit. Fakt ist: Wo und warum auch immer irreführende Werbung seltsame Blüten treibt, gebietet das UWG Einhalt.

277 Flügel

 

Ehrlichste Werbezeiten, die es je gab

Ebenso tut dies der Österreichische Werberat. Dieser sorgt für eine wirksame und schnelle Selbstregulatorik, wie dies Werberatspräsident Michael Straberger deutlich machte. Ein weiteres sehr wirksames Instrument sind die sozialen Medien. „Wir leben aktuell in den ehrlichsten Werbezeiten, die es je gab. Denn de facto reguliert es der Shitstorm, wenn etwas behauptet wird, das nicht stimmt“, so Fachgruppenobmann Jürgen Bauer.

Die gesamte Diskussion inklusive der Beiträge aus dem Publikum sehen und hören Sie im Livestream

Fotos: Dr. Neureiter-PR

© Dr. Neureiter-PR