Mutig neue Wege beschreiten: Beam me up, Scotty

Was wir von der FTI-Konferenz der WKO zum Thema Forschung, Standort und Unternehmertum mitnehmen

Was haben der Polarforscher Robert Falcon Scott, Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise bzw. Star Trek und die Forscherinnen und Forscher von heute gemeinsam?

Ihnen allen geht es darum, etwas Neues zu entdecken, zu erkunden, was hinter der Tür ist. Oder, wie es im legendären Intro von Star Trek heißt: „to boldly go where no man has gone before.“

Starke Forschung, starker Standort

Neue Welten zu entdecken und mutig dorthin zu gehen, wo kein Mensch vorher jemals war, lautet die Essenz des Zitates. Dieses Motto stand auch über der FTI-Konferenz (Forschung, Technik, Innovation), die am 22. April 2024 unter dem Titel „Starke Forschung, starker Standort“ in der Wirtschaftskammer Österreich in Wien stattfand.

Es war WKO-Präsident Harald Mahrer, der die Star Trek-Passage zitierte. Und es war die junge Forscherin und Reserveastronautin der ESA (Europäische Weltraumorganisation) Carmen Possnig, die die Parallele zwischen Scott, der mit seiner Discovery-Expedition als erster Mensch den Südpol erreichte, und der Weltraumforschung zog.

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Immer geht es darum, Neues zu entdecken. Was aber bewegt Menschen auch heute noch, ihr Leben zu riskieren, wo unbemannte Maschinen es doch genauso könnten? Warum also Menschen ins Weltall schicken?

„Wir werden erfahren, wie es sich anfühlt. Das können uns Fotos und Audiodateien nicht vermitteln. Wir machen uns nicht auf diesen Weg, um eine Flagge zu hinterlassen, sondern um Wissen zu gewinnen und davon zu erzählen“, so Possnig in ihrer faszinierenden Keynote.

Das können wir von Expeditionen lernen

Denn, so die Forscherin, die aus 22.500 Bewerberinnen und Bewerbern für einen der wenigen Plätze als Reserveastronautin ausgewählt wurde: „Was wir aus früheren Expeditionen lernen können, ist, dass es wert ist, gewisse Risiken einzugehen.“

Neues zu erforschen, Lösungen zu finden, das ist es auch, was Unternehmerinnen und Unternehmer antreibt. Auch wenn sie nicht gleich ihr Leben riskieren, ein finanzielles Risiko ist es allemal. Womit ich zu einem weiteren Punkt komme, der auf der FTI-Konferenz zentral war: das Risikokapital.

Problemfeld Risikokapital

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Von der wissenschaftlichen zur angewandten Forschung ist es ein weiter Weg, oder, wie Keynotespeaker Christoph Huber, Gründer und Aufsichtsratsmitglied BioNTech, es formulierte, ein „tödlicher Graben“. Nämlich dann, wenn es darum geht, aus wissenschaftlichen Erkenntnissen marktreife Produkte zu entwickeln.

Dafür ist ein Vielfaches des staatlichen Förderbetrages nötig. Und genau dieses Geld fehlt z.B. in Österreich, da es kaum Risikokapital gibt. Dies ist auch einer der Gründe, warum Forscher zur Weiterentwicklung ihrer Idee, ihres Produktes in die USA gehen. Das ist allerdings ein Nachteil für den Standort Österreich und den Standort Europa.

Nach Exzellenz streben, Wohlstand sichern, Bürokratie abbauen

Welcher Maßnahmen es bedarf, darüber diskutierten bei der FTI-Konferenz Politikerinnen und Politiker mit Forscherinnen und Forschern. Die einzelnen Namen sind im Programm nachzulesen. Auch wenn erwartungsgemäß an diesem Nachmittag kein Patentrezept gefunden wurde, so waren die Diskussionen doch von erkennbarem gutem Willen geprägt.

Streben nach Exzellenz, Sichern von Wohlstand und Abbau von Bürokratie waren Schlüsselbegriffe, die die Podiumsgespräche beherrschten. Wie dies gelingen soll? Nicht zuletzt durch bessere Vernetzung der Steakholder, wozu diese Konferenz einen Impuls gab.

Appell: KMU gehören in den Fokus

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Ein leidenschaftlicher Appell kam von der Unternehmerin und promovierten Metallurgin Iris Filzwieser. Sie ist Präsidentin des mittelständischen Forschungsnetzwerks Austrian Cooperative Research (ACR). Ihre klare Ansage am Podium:

„Die KMU-Landschaft in Österreich ist so stark gefährdet wie nie zuvor.“ Als Begründung nannte Filzwieser die Finanzierung, mit der immer stärker gekämpft werde. Dies führe dazu, dass Innovationen zurückgestellt würden. Daher die Forderungen:

  • KMU gehören in den Fokus
  • Weg mit vielen seitenlangen Anträgen, denn KMU haben dafür keine Ressourcen
  • Vernetzen und gemeinsam auftreten
  • Unterstützung für Pilotprojekte durch einfache Bewilligung, einfache Finanzierung und Speed.

Dem schließe ich mich mit dem oft zitierten Kult-Spruch von Captain Kirk an: „Beam me up, Scotty.“

Text: © Sigrid Neureiter

Fotos: © Dr. Neureiter-PR

Weiters lesenswert ist der Bericht von Maria Taramona für die Zeitschrift Cultura Latina.