E-Blog
Zeigt her Euer Business: Darum ist Facebook kein Wunschkonzert
Warum Teilen in Social Media viel mehr bringt als Einladungen zum Posten
„Zeigt her Eure Füße, zeigt her Eure Schuh, und schauet den fleißigen Wäscherinnen zu“, heißt es in einem Kinderlied. Warum die Kleinen das tun sollen und was so erbaulich daran sein soll, den Wäscherinnen bei ihrer harten Arbeit zuzuschauen, bleibt im Dunkeln. Ähnlich verhält es sich mit der in schöner Regelmäßigkeit auf Facebook auftauchenden Einladung, das eigene Business in der Kommentarfunktion eines Postings sichtbar zu machen.
„An alle meine selbstständigen Kontakte und Freunde - zeigt euer Business, damit wir einander unterstützen können.“ Solche und ähnlich lautende Aufforderungen begegnen uns mit schöner Regelmäßigkeit auf Facebook. Und weiter heißt es: „Poste unten einen Link zu deiner Website OHNE Beschreibung - nur den Link, er spricht für sich. Jeder, der mir folgt, kann es sehen und deine Website besuchen. Kopiere diesen Text, poste ihn selbst und gib anderen die Chance, mehr Menschen durch deinen Kreis zu erreichen. Lasst uns einander helfen!“
Was wie nach einem selbstlosen Akt der Nächstenliebe klingt, ist in Wahrheit nichts anderes als Phishing for Content. Wobei dies vermutlich vielen nicht bewusst ist und sie tatsächlich in guter Absicht handeln. Doch in diesem Fall gilt leider: Gut gemeint, schlecht gemacht.
Darum bringt das Posten von Websites in der Kommentarfunktion nichts:
1. Die Person, die dazu einlädt, hat in der Regel einen Freundeskreis mit bestimmten Interessen. Der hat, sagen wir jetzt einmal, eine Vorliebe für Reisen und Bücher. Warum soll es also diese Menschen interessieren, wenn jemand seine Website mit den neuesten Immobilien am Stadtrand oder einem Yogakurs für Leute mit Rückenproblemen anbietet?
2. Soziale Medien leben vom Austausch. Die Kommentarfunktion ist bestenfalls für einen wertschätzenden Dialog gedacht, auch wenn das in der Realität nur selten funktioniert. Was soll es also bringen, kommentarlos einen Website-Link zu posten?
3. Kommentare werden dann gelesen, wenn sie für die Betrachter interessant sind. Das ist entweder dann der Fall, wenn es sich um nutzenstiftende Inhalte für die jeweilige Zielgruppe handelt (z.B. Modetipps), oder wenn man gerade ein besonderes Interesse an dem diskutierten Thema hat (derzeit alles, was irgendwie mit Corona zu tun hat). Wer aber soll sich für ein unkommentiertes Sammelsurium an Websites interessieren?
Vielleicht sagen Sie jetzt: „Das stimmt nicht. Erst kürzlich bin ich einer solchen Aufforderung gefolgt, habe meine Website gepostet und dafür zwei Likes bekommen.“ Oder aber Sie wenden ein, dass Sie kürzlich selbst ein Like für so einen Kommentar verteilt hätten.
Nun, ersteres ist schön für Sie, zweiteres ehrt Sie. Aber was bringt es? Und vor allem, wem bringt es etwas? In der Regel bringt es weder dem Postenden noch dem Likenden etwas. Man ist halt freundlich zueinander, was gut ist. Aber es geht ja nicht um bloße Freundlichkeit, sondern darum, einander zu unterstützen, wie in der oben zitierten Aufforderung klar gesagt wird. Doch mit tatsächlicher Unterstützung hat das nichts zu tun. Niemand profitiert davon – mit zwei Ausnahmen.
Diese beiden profitieren tatsächlich von Ihrem Posting:
1. Die Person, die zum Posten in ihrer Kommentarfunktion einlädt. Denn Kommentare werden vom Facebook-Algorithmus gut bewertet. Diese Postings schnellen daher in der Reihung nach oben, werden von vielen Menschen gesehen, erneut kommentiert und damit wieder nach vorne gereiht und von noch mehr Menschen gesehen.
Wir unterstellen hier niemandem, dass das seine eigentliche Intention ist, aber die Auswirkung ist eindeutig: Sichtbar wird durch eine solche Aktion vor allem die Person, die zum Posten einlädt.
2. Wer noch davon profitiert, ist die Plattform selbst. Denn sie erhält auf diese Weise gratis Content und kurbelt so den Traffic an. Zwar mag es der Facebook-Algorithmus gar nicht, wenn externe Links gepostet werden. Das betrifft aber nur das originäre Posting, nicht die Kommentarfunktion. Denn da kann der Social Media-Gigant davon ausgehen, dass dortige Links ohnehin so gut wie nicht angeklickt werden.
Fazit: Wenn Sie das nächste Mal auf Facebook etwas Gutes tun und jemanden sichtbar machen wollen, dann teilen Sie. Teilen Sie beispielsweise die Postings Ihres Lieblingsbuchhändlers auf Ihrer Seite. Und schreiben Sie auch dazu, warum Sie das tun und warum Sie genau diese Buchhandlung Ihren Freunden empfehlen. Wahlweise können Sie dies natürlich auch mit dem Wirtn ums Eck, dem Yogakurs oder auch einer Immobilie tun, von der Sie meinen, dass sie Ihre Freundinnen und Freunde auf Facebook interessieren könnte.
Damit unterstützen Sie wirklich und das in dreierlei Hinsicht:
1. Sie verschaffen dem Anbieter Reichweite, Sichtbarkeit und vielleicht sogar Kunden.
2. Sie bieten Personen, die genau nach dem Ausschau halten, was Sie gerade teilen, tatsächlich eine nützliche Information.
3. Sie verschaffen sich selbst damit einen Vorteil, indem Sie Ihre Expertise zeigen und Ihre Sichtbarkeit erhöhen.
Sie können natürlich trotzdem weiterhin Ihre Website in Kommentaren posten, wenn Sie nichts Besseres zu tun haben. Sie können Ihre Ressourcen aber auch sinnvoll einsetzen und dafür sorgen, dass Sie mit Ihren eigenen Postings und denen, die Sie teilen, tatsächlich Ihre Zielgruppen erreichen.